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184. Brief vom 06.03.1951, München. München 6.3.51 Mein lieber Freund, heute morgen habe ich von einem Tübinger Kollegen - Mediziner - die Nachricht bekommen, die dortige theologische Fakultät habe Dich zum Ehrendoktor promoviert, und zwar einstimmig.*1113 Darüber habe ich mich gefreut - kann Dir gar nicht sagen, wie. Noch jetzt, am Abend, habe ich die Freude im Gemüt - Deinetwegen, und, ja, auch unserer Zeit wegen, daß in ihr doch noch etwas so großartig Richtiges passieren kann! Lieber Josef, wie ist das schön, daß die Fakultät von Kuhn, Hefele, Funk, Vetter*1114, und so fort, Deine Arbeit als theologisch wichtig erklärt hat! Die Gedanken gehen in die lange Vergangenheit zurück, seit 1907?*1115 Mit der Promotion ist doch manches gut gemacht, meinst Du nicht? Und viel stilles Denken und Erfahren hat eine klare Bestätigung bekommen. Es soll noch viel Gutes aus der Feder von Dr. h. c. Josef Weiger hervorgehen; Vollwichtiges, Hilfreiches, innig Wahres. Nun wirst Du in Deiner Stube unten sitzen und allerlei bedenken? Es sollen gute Gedanken sein, lieber Josef; und der Tag morgen soll schön werden. Romano. Dein Vater hätte das erleben sollen - und Maria*1116. 1113 Weiger wurde am 22. Februar 1951 zum Dr. theol. h. c. der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen ernannt und erhielt die Urkunde am 7. März 1951 ohne alle Förmlichkeit in Mooshausen. Drei Leistungen hob der damalige Dekan Fridolin Stier in seiner Laudatio hervor: Erstens die Verdienste um die Newman-Studien in Deutschland, zweitens die theologischen Arbeiten, drittens das weithin ausstrahlende Wirken als Seelsorger. 1114 Johann Evangelist von Kuhn (1806-1887), bedeutender, auch philosophisch-spekulativer Theologe der Katholischen Tübinger Schule; Werke (Auswahl): Über den Begriff und das Wesen der spekulativen Theologie oder christlichen Philosophie, 1832; Einleitung in die katholische Dogmatik, 1839; Glaube und Wissen nach Thomas von Aquin, 1860; Das Verhältnis der Philosophie zur Theologie nach modern-scholastischer Lehre, 1862. - Mit Hefele und Funk sind nicht die Studienfreunde aus der Tübinger Studienzeit ab 1906 gemeint sein (vgl. die Briefe dieser Zeit), sondern Karl Josef von Hefele (1809-1893), Professor für Kirchengeschichte, Patrologie und christliche Archäologie und Nachfolger Möhlers, und der Nachfolger Hefeles Franz Xaver Funk (1840-1907). - Paul Vetter (1850-1906) war in Tübingen Professor für Altes Testament. 1115 Guardini lernte Weiger kennen nach einer Novene um einen Freund in einem Hörsaal des Tübinger Wilhelmstiftes im November 1906. 1116 Maria Knoepfler. | ||
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