Romano Guardini Online Konkordanz
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Negierende im eigenen und im allgemeinen Bewußtsein als mit dem Worte »Gott« gemeint antrifft.
Und ferner: Ist »Gott« nicht tatsächlich ein Hemmnis dafür, daß der Mensch ganz er selbst werde? Ursache, daß er bloß »Mensch« bleibt? Was bedeutet das in der neuzeitlichen Ethik so hartnäckig vordringende Bewußtsein, eigentliche Sittlichkeit sei erst auf atheistischer Basis möglich?
Aber wie soll man über diese Dinge reden?*953

144.
Brief vom 17.10.1931, Isola Vicentina.
Isola Vicentina
17. Okt. 1931
Lieber Joseph
Nun ist während dieser ganzen Wochen aus dem Schreiben nichts geworden. Laß damit aber unsere Verabredung doch nicht aufgehoben sein. Deinen Brief habe ich bekommen; unterdes auch Deine Karte aus Zeil. Schönen Dank für beides.
Ich habe viel Arbeit gehabt, und bin bei weitem nicht mit dem Pensum fertig geworden, das aufgegeben war. Für das Augustinuskolleg habe ich nun die Disposition in der Hauptsache fertig; auch für das über den Zarathustra. Nun steht noch ganz die für die ntl. Eschatologie aus - und dann die Materialsammlung für alle drei.*954 Hoffentlich komme ich durch.
Ich würde gern über Nietzsche mit Dir reden. Was bedeutet doch seine ganze Arbeit? Abgesehen von psychologischen und kulturkritischen Einsichten? Ist das alles einfachhin falsch und unsinnig, was er schreibt? Ich lege ein Blatt bei, auf dem ich bereits einen Brief begonnen hatte ?*955 Dürfen wir die lang, vom 14. Jahrhundert her sich vorbereitende Auflehnung gegen die christliche Gottesvorstellung einfachhin als
953 Briefschluß fehlt bzw. das Blatt wurde dem folgenden Br. 144 beigelegt.
954 Vgl. die Angaben im vorangehenden Br. 143.
955 Br. 143.

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