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216. Brief vom 22.10.1957, München. München 22.10.57 Lieber Josef, gestern habe ich ein Buch an Dich schicken lassen, das auf mich großen Eindruck gemacht hat: Franz Werfel, Jeremias.*1210 Man bekommt aus ihm ein ungemein lebendiges Bild vom alttestamentlichen Dasein jener Zeit - wenn man auch freilich damit rechnen muß, daß der Dichter darin sich allerlei Freiheiten nimmt. Abgesehen davon ist es ein mächtiges Epos, das einem nahegeht. Hoffentlich hast Du das Buch nicht bereits. Sollte das der Fall sein, dann bitte ich Dich um die Freundlichkeit, es mir wieder zuzusenden; und entschuldige die zugemutete Mühe. Mir geht es nicht besonders. Kohlgrub*1211 hat sicher im Allgemeinen gut getan, aber die Neuralgie ist schlimmer geworden. Ob »propter«, oder nur »post«*1212, kann ich nicht beurteilen; jedenfalls ist die Sache ziemlich unangenehm und für alles Vernünftige hinderlich. Ich denke oft nach Mooshausen hinüber und hoffe, die Dinge werden sich nach Deinem Wunsch ordnen, bzw. Du das Richtige tun können. Alle guten Wünsche dazu. Ob Maria Elisabeth wieder zurück ist? Hoffentlich hat sie in Jugoslawien keine Schwierigkeiten gehabt.*1213 Nun recht herzliche Grüße, lieber Josef, Dein Romano 1210 Franz Werfel, Jeremias. Höret die Stimme, Wien (Zsolnay) 1937; Neuauflage Frankfurt (Fischer) 1956. 1211 In Bad Kohlgrub machte Guardini im März/April 1957 eine Kur; vgl. Br. 215. 1212 ob »deswegen« oder nur »danach«. 1213 Maria Elisabeth Stapp verbrachte wegen eines Asthma-Leidens häufig einen Urlaub auf der Insel Hvar, damals Jugoslawien, heute Kroatien, bei den dortigen Benediktinerinnen. | ||
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