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Der Dienst am Nächsten in Gefahr Der Imperativ des Helfens und die menschliche Natur Wenn man nach einem Satz suchte, der kurz und klar auszudrücken hätte, worauf alle Formen des Helfens, seien sie nun individueller oder organisierter Art, beruhen, dann würde man wohl zu dem folgenden kommen: »Da ist ein Mensch in Not - also soll ich ihm helfen.« Einfach so: »also soll ich«; ohne weitere Begründungen und Beweise; als die Forderung, die sich aus der Not selbst erhebt. Vielleicht fragen Sie, warum man das besonders zu sagen brauche; das sei doch selbstverständlich. Ist es das aber auch wirklich? Der heutige Tag *1 fordert Sie zu einer Besinnung auf; wir wollen sie so versuchen, daß wir uns durch den soeben ausgesprochenen Satz leiten lassen. Wollen fragen, ob er wirklich selbstverständlich sei, und werden dabei eine Geschichte erleben. Eine Geschichte der Menschheit, die sich an ihrem Lebendigsten, nämlich an ihrem Herzen vollzogen hat und weiter vollzieht, und jeden angeht, der sich von menschlicher Not gerufen fühlt. Ist also der Satz, den wir soeben gefunden haben, selbstverständlich? Manche sagen so. Sie sind der Ansicht, es gehöre zur Natur des Menschen, auf die Bedrängnis des Anderen mit tätiger Hilfe zu antworten. Diese Ansicht ist sehr edel und scheint das Wesen des Menschen aufs schönste auszudrücken. *1 Der Vortrag ist am 24. Mai 1956 auf der Jahrestagung des »Verbandes deutscher Mutterhäuser vom Roten Kreuz« in München gehalten worden. Für den Druck wurden Einzelheiten besser gefaßt. Ein Gedanke, der im mündlichen Vortrag nur kurz berührt werden konnte, wurde in dem Abschnitt: »Ein soziologischer Einspruch« entwickelt. | ||
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