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165. Brief vom 23.07.1936, Altötting. [Postkarte, Poststempel: Donnerstag, Burghausen 23.7.36, Altötting; [Vorderseite: Altötting, Gnadenkapelle*1030] H. Herrn Pfarrer J. Weiger Mooshausen Post Marstetten Württemberg Lieber Josef, von einem kurzen Besuch in Altötting dem bald einer mit mehr Ruhe folgen soll, herzliche Grüße Romano [von anderer Hand:] Maria Clara Sattler*1031 Eugen Jochum*1032 1030 Altötting, südlich von Passau, ist der bedeutendste bayerische Marienwallfahrtsort; das Gnadenbild ist eine »schwarze Madonna«. 1031 Maria Clara Sattler (1910, Düsseldorf, bis 1973, München), geb. Schiedges, Gattin von Dieter Sattler (2.2.1906 ,München, bis 9.11.1968, Rom), Architekt und seit 1933 in Berlin mit Guardini befreundet; dieser war auch Pate des ältesten Sohnes Christoph; Sattlers hatten sechs Kinder. Sattler, der 1932 unter dem Einfluß seines Onkels Dietrich von Hildebrand zum Katholizismus konvertierte, baute die St. Benedikt-Kapelle in Berlin um, wo Guardini sonntags die Studentenmesse hielt. Nach 1945 wirkte Sattler als Staatssekretär »für die schönen Künste« in München und arbeitete erfolgreich für die Berufung Guardinis nach München 1948. Später war Sattler Deutscher Botschafter am Vatikan. 1932 erwarb die Familie ein Ferienhaus im bayerischen Grendach, Nähe Waginger See, wo Guardini ab 1933 häufig als Gast im Juli/August weilte, so auch im August 1943, von wo er nicht mehr in das bombardierte Berlin heimkehrte, sondern in Mooshausen eine Unterkunft fand. - Maria Sattler trat Guardini später ihre eigene Haushälterin Maria Parzinger ab, die ihm ab 1948 in München bis zu seinem Tod den Haushalt führte. - Von Grendach aus scheint ein gemeinsamer Ausflug nach Altötting unternommen worden zu sein. Auch von Ausflügen ins nahe Salzburg, z.B. im August 1937 zu Wilhelm Furtwängler, ist im Tagebuch von Dieter Sattler die Rede. 1032 In der Nähe von Grendach in Wolkersdorf, in einem von Dieter Sattler erbauten Haus, wohnte in den Ferien auch die Familie des Dirigenten Eugen Jochum mit seiner Frau Maria, geb. Menz, und drei Kindern, darunter die spätere Pianistin Veronika Jochum (von Moltke). Eugen Jochum (1.11.1902, Babenhausen, bis 26.3.1987, München), einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts (vor allem von Bruckner), lernte Guardini auf Burg Rothenfels kennen und wurde von ihm getraut; die Freundschaft währte ein Leben lang. Jochum dirigierte 1930-32 in Duisburg, ab 1932 das Berliner Rundfunkorchester, ab 1949 in München und Amsterdam. Er lud Guardini immer wieder in Konzerte und Opern ein; der Briefwechsel zwischen beiden ist noch unediert. Guardini widmete Eugen und Maria Jochum sein Buch Gläubiges Dasein. Drei Meditationen, Würzburg (Werkbund) 1951. | ||
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