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Die Offenbarung und die Endlichkeit Eine Frage und der Versuch einer Antwort I. Wir beginnen nun wieder mit unseren sonntäglichen Betrachtungen über das Gottesbild der Heiligen Schrift. So glaube ich, daß es heute, zwischen den beiden Abschnitten des Semesters, richtig ist, einer Frage Raum zu geben, die sich vielleicht, mehr oder weniger klar, mehr oder weniger dringlich, in manchem der Hörer geregt hat *1. Wenn ich von der Selbstbekundung Gottes im Alten und Neuen Testament sprach, diese Bekundung als wahr hinstellte, und dabei auch, abwehrend oder angreifend, auf andere Anschauungen hinwies, könnte sich wohl die Frage erhoben haben: Der Mann da spricht, als ob es nur die Bibel gäbe - gibt es aber nicht auch noch andere heilige Bücher? Gibt es nicht auch andere Anschauungen über das Göttliche, aus anderen Zeiten und bei anderen Völkern? Der Buddhismus ist doch auch eine große Religion, voll der tiefsten und kühnsten Gedanken; die Griechen haben Wunderbares über Welt und Menschendasein gesagt; in den alten chinesischen Texten liest man Dinge, die aus sicherster Wirklichkeitserkenntnis und reifster Erfahrung kommen, und so fort, durch Völker und Zeiten hin - warum soll denn nun gerade das, was die Bibel des Alten und Neuen Testamentes sagt, wahr und allein wahr sein? Fragen wir aber noch schärfer, ganz grundsätzlich: Kann in göttlichen Dingen überhaupt eine bestimmte Verkündung gelten? Gott ist doch der Unendliche, alle Maßstäbe Übersteigende - *1 Die Meditation wurde zu Semesterbeginn beim Universitätsgottesdienst in St. Ludwig, München, gehalten. | ||
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