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sein Lachen achten. Es ist unfähig zur Unterscheidung, stumpf gegen Feineres und entschlossen, keinen Ernst an sich heranzulassen. Samstag, 30.5.53 Heute nacht habe ich Asthma gehabt. Über zwei Jahre hat es mich in Ruhe gelassen, nun ist es wieder da. Es ist schlimm. Man könnte jede Krankheit als einen Durchblick auf den Menschen hin verstehen, freilich mehr negativo. In jeder – ich meine in den wichtigsten, sozusagen wesentlichen Krankheiten erscheint der Mensch in der Form der Bedrohtheit, etwas Besonderes seines Wesens offenbarenden Bedrohtheit. Das Asthma ist Bedrängnis, Einengung mitten in der Weite des Raumes. Überall ist Luft, aber der Eingeengte bekommt keine. Im Menschen ist die Enge ... Um so mehr freut mich jetzt ein Rosenkranz, den ich gestern erworben habe: pastellblau facettierte Perlen und schön-graues Filigran. Blau ist überhaupt Freude. Blau erquickt. Sonntag, 31. Mai 1953 Viele Dinge wären zu schreiben. Das ist die Schwierigkeit bei einem Tagebuch, wenn man nicht daraus eine Hauptsache machen will. Was soll man schreiben, wenn man nicht will, daß es einem zur Last wird, so daß man es nach einiger Zeit aufgibt? Ich muß noch die Form finden. Dieser Tage war das Asthma wieder da; ich sagte es schon. Gestern abend hatte ich aber ein seltsames Erlebnis. Ich war bei der Complet, und als ich die Worte der Oration sprach: »Visita quaesumus, Domine, habitationem istam« löste sich der Druck. Wer wollte von Ursächlichkeiten sprechen; aber das Leben ist ein Ganzes. In diesem Augenblick kam beides zusammen; | ||
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