Romano Guardini Online Konkordanz
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Advent

Mit dem heutigen Sonntag beginnt der Advent. Überall begegnen wir seinem Symbol, dem Kranz; in allen Formen, kleinen und großen, bescheidenen und prunkvollen, und wir fragen uns unwillkürlich, was jene, die ihn schenken oder empfangen oder in ihren Wohnungen anbringen, sich wohl dabei denken. Manch einer wahrscheinlich gar nichts; er sieht in ihm nur einen hübschen Brauch und macht ihn eben mit. Er ist ja auch wirklich schön, der grüne Kranz mit den roten Lichtern, dem Tannenduft und den ihn umgebenden Erinnerungen ... Andere empfinden einen Hauch des Geheimnisses. Der dunkle Winter, die brennenden Kerzen, deren Zahl von Sonntag zu Sonntag wächst und auf eine Erfüllung zugeht - alles das berührt sie mit einer Ahnung von etwas Heilig(Lebendigem. Das ist schon mehr, aber es genügt noch nicht ... Was bedeutet also der Kranz?
Er ist ein Symbol für die Zeit, die nach dem Fall des ersten Menschen vergehen mußte, bis der Erlöser kam. Er spricht vom "adventus Domini", der "Ankunft des Herrn", und mahnt, sich auf diese Ankunft zu bereiten. Im Kranz stehen vier Kerzen: vier Sonntage, vier Jahrtausende des Wartens. Die Vierzahl ist aber selbst wieder symbolisch. Wir begegnen ihr in der Heiligen Schrift oft; sie meint ein großes Maß. So bedeuten die vier Jahrtausende eine sehr lange Zeit;

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