![]() | Treffernummer: |
< | Seite 274 | > |
Das Maß der Begabung eines Menschen ist der Grad dieser Weltbeziehung – man kann auch sagen, das Maß der Intensität, mit welcher die Welt sich in ihm zu Bewußtsein, zur Geltung bringt. Auch hierin liegt die Gott-Ebenbildlichkeit des Menschen. München, 26.10.59 Wie seltsam ist der Vorgang der Produktion! Ein Motiv springt auf, fällt in das Innere und benimmt sich wie ein Wesen mit eigenem Willen. Es wächst, entfaltet sich, holt Lebensstoff aus Wissen und Erinnerung und eignet es sich ein. Die wichtigste Kunst dessen, dem so geschieht, ist die, es mit einer Sorge zu umgeben, die ihm Freiheit läßt; es zu ermutigen, ohne es direkt zu beeinflussen: es im Bewußtsein zu haben, ohne es direkt anzuschauen. Es ist schön, zu fühlen, wenn diese Autonomie des Schöpferischen sich wieder rührt! München, 25.11.59 Alledem, was mit Kunst zusammenhängt, haftet etwas Kaltes, Grausames an. Es ist sonderbar, das zu sagen, wenn doch Kunstschaffen und Kunstwesen so viel Eingebung, Hingabe, Wohllaut, Entzücken mit sich bringen. Dennoch scheint es so zu sein. Wahrscheinlich kommt es davon her, daß der Künstler, um wirklich ein solcher zu sein, der sich vor den großen Maßstäben verantwortet, immer wieder zum Leben in eine Objektivitätsferne treten muß, die das Menschliche aufhebt. Das bricht dann in alledem, was Ästhetentum heißt, in tausendfachen Erscheinungen heraus. | ||
< | Seite 274 | > |