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Wenn ich auf die Zeit bis zur Reifeprüfung zurückblicke, die ich im Alter von achtzehneinhalb Jahren bestand, dann erscheint sie mir wie zugedeckt. Warum das so war, weiß ich nicht. Sicher hat es psychologisch allerlei zu bedeuten. Diese Bedeutung ist aber gewiß auch eine gute. Ich habe das Gefühl, daß diese lange, bis in die Universitätszeit reichende Verhüllung, von der ein Element durch mein ganzes Leben hin geblieben ist, mit dem innersten Dasein, vor allem der geistigen Produktivität zusammenhängt ... In meiner Kindheit und Jugend muß ich eine Art Traumleben geführt haben, aus dem mir nur sehr wenig in Erinnerung geblieben ist. Auch die Ferienaufenthalte im Odenwald und Taunus änderten daran nichts. Ebensowenig die Reisen nach Italien zu den Großeltern, die, wie es bei wohlhabenden Familien der Fall war, außer ihrem Stadthaus in Verona einen schönen Besitz auf dem Lande hatten. Wir gingen dann nur aus einer geschlossenen Welt in die andere; denn das Haus, in welchem die mit Scheu betrachteten Gestalten des Großvaters und der Großmutter herrschten, bedeutete nur einen Wechsel des Ortes und der Dinge, nicht der Lebensführung, die sogar noch strenger war, als zu Hause. Was das Religiöse angeht, so waren die Eltern gläubig. Vater vielleicht mit dem leisen skeptischen Einschlag, der beim Italiener sehr häufig ist. Er ging jeden Sonntag zur Kirche, sprach aber über religiöse Dinge so gut wie nie. Mutter war fromm in einem sehr innerlichen und herben Sinne. Ich erinnere mich, wie sie Morgens nach der, damaliger Sitte gemäß seltenen, Kommunion an unser Bett kam und uns küßte, was ich wie etwas Geheimnisvoll-Heiliges empfand. Morgen- und Abendgebet, der sonntägliche Kirchenbesuch usw. waren für uns selbstverständlich; im übrigen wurde über Religiöses nicht ohne besonderen Anlaß geredet. Mein Religionslehrer im Gymnasium war persönlich sicher begabt, denn er hatte den Doktortitel, als Lehrer aber absolut unzulänglich. Ich habe von ihm nichts gelernt, und noch viel weniger hat er in mir ein echtes Interesse geweckt.
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