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Brief Romano Guardinis an den Herausgeber [der 1. Auflage 1935] Lieber Heinrich Kahlefeld Du schreibst von Deiner Absicht, im Namen der Freunde zu den Gedächtnistagen des Jahres 1935 Aufsätze herauszugeben, die im Laufe der letzten zwölf Jahre an verschiedenen Stellen von mir veröffentlicht wurden. Was ich darauf zu erwidern habe, ist vor allem ein Dank. Ich freue mich, daß die zerstreuten Arbeiten gesammelt und so besser zu Worte gebracht werden sollen. Wenn ich allerdings das Verzeichnis der Aufsätze überblicke, kommen mir Bedenken. Manche davon sind überholt. Andere handeln von Problemen, die sich unterdes im allgemeinen Bewußtsein sowohl wie in meiner eigenen Arbeit weiterentwickelt haben; müßten mithin umgeformt und erweitert, wenn nicht ganz neu geschrieben werden. Ihr müßtet also einverstanden sein, daß die so entstehende Sammlung Studien enthält, die ich heute nicht mehr voll vertreten kann, und die beim Lesenden außer dem Interesse an den Problemen selbst, auch das an der geistig-schriftstellerischen Entwicklung des Verfassers voraussetzen. So versucht die Abhandlung über den Begriff der katholischen Weltanschauungswissenschaft die Aufgabe abzugrenzen, die mir durch meine Berufung auf den Berliner Lehrstuhl gestellt war. Seit dem Jahre 1923, in dem sie erschienen ist, hat das Problem mich immer weiter beschäftigt, und ich weiß, daß mehr und Tieferes gesagt werden könnte. Das wäre aber in einer Abhandlung nicht möglich, sondern würde eine Monographie erfordern; handelt es sich doch um die Frage, ob und wie unter der Verpflichtung des neuzeitlich-wissenschaftlichen | ||
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