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Der Sonntag - gestern, heute und immer Vorbemerkung Der Sonntag ist nicht nur Sache des Einzelnen, seiner religiösen Gesinnung und seines Bedürfnisses nach Ruhe, sondern der Gemeinschaft, genauer gesagt, der Gemeinschaftsordnung. Ist er nicht mehr in diese Ordnung eingefügt, so verliert er nicht nur die daraus kommende Würde, sondern er wird auch von all den Interessen oder Lässigkeiten zerstört, denen er im Wege steht. Immer war er von diesen Interessen her bedroht. Der Glaube und die Verantwortung für die religiöse Gesundheit des Volkes mußten immer um die Heiligung des Sonntags kämpfen, und der Erfolg des Kampfes bildete einen Maßstab für den jeweiligen Stand dieser Gesundheit. Er trat in ein kritisches Stadium, als die christliche Ordnung von der Allgemeinheit nicht mehr als gültig angesehen wurde; diese ihr fremd, gar feindlich gegenüberstand. Inzwischen haben sich aber Wirtschaftsformen entwickelt, die bloß von technischökonomischen Gesichtspunkten bestimmt sind, und von denen her die christliche Lebensordnung als überholt, ja als hinderlich erscheint. So ist die Frage heute die, ob der christliche Teil der Bevölkerung seinen Glauben als wichtig genug empfindet, um Technik und Wirtschaft zur Berücksichtigung seiner Gesichtspunkte zu zwingen. Daß eine solche Berücksichtigung möglich sei, steht von vornherein fest. Angenommen, die Wahrung des Sonntags brächte entscheidende industrielle oder handelstechnische Vorteile, so würde ohne jeden Zweifel ein Weg gefunden werden, um sie durchzusetzen. So geht es letztlich darum, ob der gläubige Teil der Bevölkerung entschlossen ist, eine Ordnung aufrechtzuhalten, die seit Jahrtausenden das Leben geformt hat, | ||
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