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Im Thronsaal konnte man erschrecken. Ein Riesenraum, dessen unzählige Statuen und Säulen an den Wänden noch alle zertrümmert oder verstümmelt waren. Vollkommen leer und von den verschiedensten Seiten her indirekt beleuchtet. Darin standen zwei ungeheure Gemälde: der Krieg und der Frieden. Ich weiß nicht, was furchtbarer war, dieser »Krieg« oder dieser »Friede« – diese entfesselten Wesen, die töteten oder tanzten! Daneben zwei kleinere: »der Schlachtraum«, von zerhauenen Menschenkörpern erfüllt, und die »Erschießung« einer Gruppe nackter Frauen durch eine ebensolche nicht mehr menschlicher Krieger. Was wird aus uns, inmitten dieser Mächte? Mächte um uns, aber zuerst in uns? In jedem von uns? Die eine große Gefahr der kommenden Zeit heißt: werden die aus dem Atom entfesselten Energien durch sittliche Kraft gebunden werden können? Die größere heißt: werden die durch den Autonomiewillen losgegebenen seelischen Impulse durch eine neue Frömmigkeit gebunden werden? Isola Vicentina, Mittwoch 7.10.53 Mit Aleardo in Bologna gewesen. Der Weg geht durch das kommunistische Gebiet der Emilia; das Land von Don Camillo, wo die Dinge so ganz anders hart und gefährlich sind, als das Buch sie zeigt – so daß man denken könnte, es hätte in Wahrheit sehr geschadet, weil es die Gefahr im Humor auflöst, während der Kommunismus absolut hurmorlos, zerstörende Radikalität ist. Heute im Wagen von Mario über Brescia und Verona hergekommen. In Brescia habe ich die Morcelliana besucht und einige Verlagssachen besprochen. Bei Übersetzungen ist mir nie wohl – bei italienischen besonders wenig. Die Übersetzer arbeiten in der Regel mangelhaft, oft geradezu schlecht. Man kommt aber nicht dagegen auf; die Zeit fehlt. | ||
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