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Zum ethischen Problem unserer kulturellen Situation [1957] Daß Physiker wie Techniker die Möglichkeit erörterten, die Gravitation der Erde so weit zu überwinden, daß ein künstlicher Trabant geschaffen werden könne, hat man seit geraumer Zeit gewußt. Genauer Orientierte haben auch gewußt, daß die Verwirklichung bevorstand. Dennoch hat es einen tiefen Eindruck gemacht, als tatsächlich zuerst ein kleinerer, dann ein größerer künstlicher „Mond“ geschaffen wurde. Der Vorgang hat in seiner Anschaulichkeit wie ein Symbol gewirkt. Sehen wir davon ab, daß er auch in eine politisch-geschichtliche Situation traf und deren kritischen Zustand beleuchtete. Er hat auch und vor allem eine Deutung für den Zustand der kulturellen Situation, in der wir uns befinden. In ihm kommt zur Anschauung, daß es möglich ist, über die unmittelbare Bindung an die Erde hinauszugelangen und zunächst in eine Bewegung um sie her einzutreten, die einen Abstand zur Erde schafft und es ermöglicht, sie als einen Weltkörper zu sehen. Der nächste, bereits allgemein erörterte Schritt wird dann sein, aus dem genannten Gravitationsbereich ganz hinauszugelangen und einen anderen Weltkörper, also zunächst den Mond zu erreichen. Der Vorgang wird in einer besonderen Weise, nämlich als symbolisch empfunden, das heißt, er offenbart die Natur eines Zustandes, der sich langsam heraufgebildet [herausgebildet?] hat und der nun an einem konkreten Vorgang scharf ins Bewußtsein tritt. Wir können jeden kulturellen Schritt des Menschen, das heißt: jede neue Erkenntnis der Natur und jede neue Weise ihrer Beherrschung als einen Schritt in die Freiheit definieren. Der wissenschaftlich erkennende und technisch vorwärtsschreitende Mensch befreit sich jeweils von einer Bindung, die ihn fesselte, | ||
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