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Heilige Nacht

Die Tage vor Weihnachten sind nun vorüber: die schöne Geschäftigkeit, welche den Anderen Freude machen wollte, aber auch der aufdringliche Marktbetrieb, der sich dieser Festzeit bemächtigt hat. Vorbei ist auch die Feier selbst, zu Hause, mit ihren Lichtern und Liedern. Wir haben uns der Verbundenheit unserer Familie vergewissert, haben Freude gegeben und empfangen - und nehmen wir auch alles das mit hinein, was der Einzelne an Einsamkeit und Enttäuschung erfahren haben mag. Jetzt aber wollen wir das alles wegtun und uns in das hineindenken, was diese Nacht in sich birgt.
Ich möchte es von einem Gedanken her versuchen, der mir in diesen Tagen nahegekommen ist. Vielleicht berührt er zuerst fremd; aber wenn der Leser sich ihm anvertraut, wird er ihm doch das eine oder andere aus der Fülle der christlichen Botschaft näherbringen.
Im neunzehnten Kapitel seines Evangeliums erzählt Johannes von der letzten Lebensstunde seines Herrn, wie Er, dem Tode nahe, mit dem Blick auf Johannes zu Maria sagt: "Frau, siehe da deinen Sohn". Dann spricht Er zum Jünger: "Siehe da deine Mutter." (Joh 19,26-27) Die Worte offenbaren Jesu Liebe zu seiner Mutter. Sie bleibt allein zurück; so vertraut er sie

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