Romano Guardini Online Konkordanz
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Der Heilige Geist *39

I. Der Heilige Geist im Schöpfungswerk
Meine lieben Freunde!
Wir sind hier versammelt zu einem einzigen, aber großen, heiligen Zweck: wir wollen Pfingsten feiern. Mit verstehendem Geist und offenem Herzen wollen wir gleichlaufend mit dem Gottesdienst miteinander nachdenken über denjenigen, von dem das Pfingstfest kündet, über den Heiligen Geist. Wir wollen weniger davon sprechen, was Er ist, sondern davon, was Er wirkt. Wir wollen zunächst davon sprechen, wie uns das Wirken des Heiligen Geistes im Alten Testament erscheint - davon könnte man sehr lange sprechen, ich kann hier nur etwas davon aufzeigen.
Schon ganz im Anfang der Heiligen Schrift wird vom Heiligen Geist gesprochen: »Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.« Von der Erde, von der Welt, wird besonders gesprochen, von ihr heißt es: Sie war »wüst und leer.« Und dann heißt es weiter: »Und der Geist Gottes schwebte über dem Urmeer.« Der Heilige Geist ist von Anfang an dabei, es gibt keinen Augenblick im Geschehen der Welt, wo Er nicht dabeigewesen wäre. Die Schöpfung geschieht im Heiligen Geist, was nachher kommt, im Bericht über das Sechstagewerk, das alles geschieht in Ihm, der Geist Gottes ist darüber. Wenn es da heißt: »Es werde!«, dann ist das nicht das Werden, das die Naturwissenschaft kennt, sondern dieses Werden ist das schöpferische Werden, das der Heilige Geist wirkt. Er schwebt über dem Urmeer, die Heilige Schrift verwendet hier das Bild des mächtigen Vogels, der über dem ungestalteten Leben brütet, Er hütet diese Fülle und Er wirkt das Werden des einen und des andern, wie es Zeit ist. Der Schöpfungsbericht hat mit Naturwissenschaft nichts zu tun, er kündet das überschwengliche Geheimnis, daß Gott durch Sein allmächtiges Wort die Welt geschaffen hat, in Weisheit und Liebe.

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