![]() | Treffernummer: |
< | Seite 160 | > |
Was bedeutet das Fest der Eucharistie? Jede Messe ist doch ein Fest. Wie kann man das Fest eines Festes feiern? Das Ereignis der Stiftung aber wird – mit wunderbarer Diskretion – am Gründonnerstag gefeiert. Ich stehe noch unter dem Eindruck, den der »Numéro spécial« des »Bulletin« der »Jeunesse de l’Eglise« auf mich gemacht hat. Er war mir zugeschickt worden. Er enthält die Darstellung von Maurice Montuclard, wie sich seine Laisierung zugetragen hat, zugleich mit einigen Dokumenten. Der Ton ist schön, vornehm, ehrerbietig und tief beteiligt. Was mich aber betroffen hat, ist, daß ich zum ersten Mal die innere, geschichtliche Möglichkeit des Kommunismus empfunden habe. Wie wenn auf einmal alles in Frage gestellt wäre. Sonntag, 7.6.53 Vergangenen Donnerstag bin ich nach Mooshausen gefahren und gestern abend zurückgekommen. Es war schön und voll von einem ruhigen Einvernehmen. Das Wetter war meistens gut, und wir haben viel im Garten sitzen können. Das sind Stunden, in denen man sich fragt, warum man eigentlich den Unsinn der Stadthetze mitmacht. (Deshalb tut man es, weil man nicht Originalität genug hat, um ein tüchtiges Werk ohne die Stimulation der Stadt tun zu können.) M.El.St. war auch da. Sie ist ein kostbarer Mensch, echt und rein, wie ich kaum einen anderen kenne. Wie konnte das Venio sie wegtun? Es ist wie ein »signum obcaecationis«. Als ich in mein Zimmer eintrat, habe ich wieder sehr an die zwei Jahre gedacht, die ich 1943–45 dort verbracht habe. Welch ein Unterschied gegenüber Berlin! Manches Schwere, besonders die schreckliche Krankheit von M.B., die ja dann starb, als ich in Tübingen war. In den beiden Jahren habe ich »Freiheit, Gnade, Schicksal« geschrieben, d.h. seine letzte Redaktion –ich glaube, die achte – und, ebenso in letzter Redaktion, das »Jahr des Herrn«. | ||
< | Seite 160 | > |