Romano Guardini Online Konkordanz
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i) Soeben bekomme ich die Nachricht, daß »Die letzten Dinge«*1057 beschlagnahmt seien; d.h. der davon im Verlag befindliche Lagerbestand.
Manchmal hat man das Gefühl, man kann nichts anderes tun, als innerlich sich selbst in der Hand behalten. Im Laufe eines nun schon ziemlich langen Lebens hat man eine kleine Welt aufgebaut. Allmählich merkt man, wie vieles zu dieser Welt gehört, wie kompliziert und zerbrechlich sie ist, und wie schwer es ist, sie aufrecht zu halten. Oft ertappe ich mich bei dem Wunsch, diese Welt auf einen ganz kleinen und einfachen Stand zu reduzieren und warte fast darauf, daß es durch irgend etwas von außen her geschehen möge. Allmählich versteht man, was innere Freiheit ist.
Mina habe ich dieser Tage geschrieben; unterdes hat sie den Brief wohl bekommen?
Herzliche Grüße an Sie und Dich und alle guten Wünsche für all das Eure.
Romano.

174.
Brief vom 27.09.1943, ohne Ort: Grendach?*1058
[Maschinenschriftlich]
27.9.1943
Lieber Freund
Du hast mir das Schreiben zu lesen gegeben, in welchem der Freund von Herrn Friedemann zu dem neuen Mariengebet Stellung nimmt und mich gebeten, ein Wort dazu zu sagen.*1059 So tue ich es in aller Offenheit.
Dass der Text des Mariengebetes einen protestantischen Leser fremd anmutet, verstehe ich durchaus. Es gibt in der großen katholischen Welt
1057 Die letzten Dinge. Die christliche Lehre vom Tode, der Läuterung nach dem Tode, Auferstehung, Gericht und Ewigkeit, Würzburg (Werkbund) 1940 (M 571).
1059 Weiger hatte im Auftrag des Bischofs 1943 ein Weihegebet an Maria für die Diözese Rottenburg-Stuttgart verfaßt, das heute noch abgedruckt ist in: Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe des Bistums Rottenburg, Ostfildern 1975, Nr. 953. Das Gebet löste eine Kontroverse aus mit einigen protestantischen Stellungnahmen, offenbar mit Herrn Friedemann und seinem Freund, die beide nicht ermittelt werden konnten.

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