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Leib und Leiblichkeit in der Commedia I. Der »Raum«, in welchem Gestalten und Vorgänge der Göttlichen Komödie angetroffen werden, ist Jenseits. Seine Berichte – Inferno, Purgatorio, Paradiso – befinden sich also in einem Zustande des Geheimnisses. Sie .sind Bereiche der Entrücktheit, was schon dadurch zum Ausdruck kommt, daß man nur durch einen Überschritt in sie gelangt: für die Regel durch den Tod, als Ausnahme durch die Vision – wie denn auch der Dichter eine solche für sich in Anspruch nimmt. *1 Diese Vision ist für Dante in gewissem Sinne ebenfalls ein Tod gewesen, nämlich jener der selva oscura des ersten Gesanges mit ihrer Verzweiflung: Ausdruck für die tiefe Krise in seinem Leben, aus welcher ihn der Eintritt in den visionären Bereich befreit hat. Die Tatsache des Todes wird immer wieder betont. Von ihr wird alles umschlossen, was in der Göttlichen Komödie gesagt ist. Dadurch rückt die irdische Wirklichkeit in eine eigentümliche Ferne. Einmal räumlich, da Dante sich ja durch seine Wanderung vom Bereich der Menschen, als der Erdoberfläche, wegbewegt; zuerst in die Tiefe der Erde hinab, dann den Berg der Läuterung hinauf, endlich von Sphäre zu Sphäre empor, um schließlich den endgültigen Schritt in die Transzendenz zu tun. Daß diese Ferne aber auch in der inneren Form des Erlebens selbst liegt, zeigt sich an mancherlei Einzelheiten: wenn die Bewohner der anderen Welten den noch irdisch-lebenden Wanderer staunend anschauen, ihn nach der unerreichbaren »süßen Erde« fragen, die in vieler Täuschung befangene Welt enthüllen u. a. m. *1 Vgl. Das visionäre Element in der Göttlichen Komödie [in diesem Band] S. 13–41. | ||
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