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Das Harren der Schöpfung Römerbrief 8,12-39 Tief im Menschen lebt das Bewußtsein, mit ihm müsse etwas geschehen. Dieses sein gegenwärtiges Dasein sei noch nicht das eigentliche; es müsse neu, anders und damit erst eigentlich werden. Wenn man ihn fragte, wüßte er nicht zu sagen, wie; dennoch wartet er darauf mit einer vielleicht nicht einmal vor sich selbst eingestandenen Hoffnung. Diese täuscht sich oft über ihren eigenen Sinn. Dann meint der Mensch, worauf er wartet, sei der kommende Tag, oder der Frühling, oder irgendeine Begegnung, oder eine Änderung seiner Lebensverhältnisse. Damit irrt er sich aber. Das Anderswerden, auf das er wirklich wartet, besteht nicht darin, daß er morgen lernen werde, sich mehr in der Gewalt zu haben als heute; daß sein nächstes Werk besser gelingen werde als das letzte; daß er zu Erfolg und Macht aufsteigen, oder den Menschen finden werde, dessen Liebe ihn ganz wecken und erfüllen könne. Alles das sind im Grunde doch Änderungen innerhalb des Gleichen. Wonach er sich sehnt, ist der wirkliche Überschritt; das Werden des ganz Neuen, aus welchem doch der Mensch erst recht eigentlich sich selbst empfangen würde. Sind das aber nicht Phantasien? Schöne, tiefsinnige und im letzten Grunde vergebliche Gedanken menschlicher Sehnsucht? Nein, sondern jenes Verlangen anzurufen, es zu deuten, ihm zu sagen, daß es erfüllt werden soll, ja, daß die Erfüllung bereits begonnen hat und sich durch die Zeit hin vollzieht, ist der Sinn der »frohen Botschaft«. Aus einem | ||
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