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Jahreswende Wir begehen heute den Anfang des neuen Jahres. Der Tag gilt als ein Fest - das Fest ist aber, wenn man es recht bedenkt, sehr sonderbar. Der Neujahrstag wird nicht durch die Natur begründet. Kein Geschehen im Zusammenhang der Dinge trägt ihn; weder im Gang der Sonne noch in dem der Vegetation. Wenn es ein Vorgang der Natur wäre, der den Beginn des Jahres bestimmt, dann würde er anders liegen, etwa auf dem Tag der Sonnenwende, oder in einer Zeit, wenn sich das Leben der Pflanzen und Tierwelt wieder rührt ... Aber auch die Kirche hat ihn nicht eingesetzt, sondern sie hat sich - und das nur zögernd - einem Brauch angeschlossen, den sie im bürgerlichen Leben vorfand, nämlich in der Zeitordnung der Römer. So ist Neujahr ein Tag der Konvention: man hat sich darauf geeinigt, am ersten Januar solle das neue Jahr beginnen. Daher hat dieser Tag auch keine rechte Wurzel. Auf die Frage, warum mit ihm das neue Jahr beginne, antwortet er, es sei eben so. Es ist ein sonderbarer Tag; und sonderbar ist auch die Weise, wie sich die Menschen an ihm benehmen. Eigentlich sollte man denken, sie hielten inne und würden ernst. Nach der Konvention, aus der er hervorgegangen, ist doch an ihm ein Jahr vorbei, ein Stück Leben vergangen, und zwar ein beträchtliches. So | ||
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