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Photographie und Glaubenszweifel [1955] I. Von vielen Seiten wird die moderne Abbildungstechnik als Mittel der Seelsorge empfohlen: die Photographie in Büchern und illustrierten Blättern, die kinetische Aufnahme im Film, und nun, als letzter Schritt, die Fernseh-Übertragung. Man ist überzeugt, diese Wiedergaben seien geeignet, positive religiöse Wirkungen auszuüben: sie könnten das Interesse wecken, den Geist unterrichten, das Leben des Glaubens fördern. Letzteres ist vor allem wichtig; denn es bildet den Maßstab für jede Weise religiöser Beeinflussung. Diese ist gut, wenn sie den Glauben zuversichtlich macht, klärt und vertieft; sie ist wertlos oder schädlich, wenn sie seine Wurzeln schwächt oder seine Entschiedenheit beirrt. Wie steht es unter diesem Gesichtspunkt mit der Übertragung heiliger Vorgänge durch den Fernsehapparat? In einem Gespräch über diese Dinge, an dem ich vor kurzem teilnahm, sagte jemand: „Ich habe immer in ruhiger Überzeugung gelebt. Wohl habe ich Fragen empfunden, niemals aber einen wirklichen Zweifel. Der hat mich zum ersten Mal gestreift, als in der Wochenschau auf der Leinwand die Erhebung der Hostie sichtbar wurde. Da empfand ich etwas Kaltes, Gefährdendes und ich wußte: Wenn das weitergeht, ist es Zweifel. Wenn noch weiter, dann ist es Unglaube.“ Diese Worte haben einen großen Eindruck auf mich gemacht, denn sie kamen von jemand, dessen christlicher Ernst und seelische Wachheit offenkundig waren. Hier war nicht bloß etwas psychologisch Interessantes gesagt, sondern etwas, das grundsätzliche Bedeutung hatte. So habe ich in Gedanken immer wieder dahin zurückkehren müssen: Warum kam diesem religiös | ||
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