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Verantwortung. Gedanken zur jüdischen Frage I. Erlauben Sie mir, mit einem Geständnis zu beginnen. Ich hatte schon öfter die ehrenvolle Aufgabe, außerhalb der Vorlesungen vor der Studentenschaft dieser Universität zu sprechen. Dabei bin ich gewiß manchmal, wenn der Gegenstand schwierig war, mit Herzklopfen an das Pult getreten; unter aller Unruhe war aber immer etwas Freudiges: ich wußte mich mit meinen Hörern im sicheren Einvernehmen gegenüber der gleichen Wahrheitspflicht. So war ich gewiß, was ich zu sagen hatte, würde in ihrem Geiste gehört und beurteilt werden. Beim heutigen Vortrag ist es etwas anders. Ich habe ihn nicht gern übernommen. Ich hatte sogar schon abgelehnt; dann aber hat mir das Gewissen keine Ruhe gelassen, bis ich mich der Aufgabe zur Verfügung gestellt hatte. Der Grund aber, der mich abhalten wollte, war dieser: Ich fürchtete, was ich zu sagen hätte, werde in jenen Raum geraten, der für die Erkenntnis der Wahrheit der allerungünstigste ist, nämlich den der politischen Affekte - dazu noch solcher, die durch geschehenes Unrecht vergiftet sind. Dann würde es nicht in der Haltung aufgenommen werden, welche fragt: ist das wahr? ist die Wirklichkeit getroffen? ist sie richtig gedeutet? - will sagen, jener Haltung, durch welche der Geist in die Offenheit der Erkenntnisbereitschaft | ||
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