Romano Guardini Online Konkordanz
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Pluralität und Entscheidung

Vorbemerkung
Ich bin aufgefordert worden *1, zu sagen, was der Theologe von der Volkshochschule erwarte. Das Wort veranlaßt mich zu einer Vorbemerkung.
Ich soll als Theologe sprechen; das heißt, als ein Mann, der die biblische Offenbarung darzulegen und von ihr her auf die Fragen des Daseins ZU antworten hat. Nun darf ich natürlich nicht den Anspruch erheben, auch im Namen der evangelischen und jüdischen Theologen zu sprechen. Doch ist es mein Wunsch, es so zu tun, daß diese dem Gesagten zustimmen können.
Was der Theologe sagt, soll aber auch der nicht biblisch Denkende als hörenswert, besser noch, als richtig ansehen können. Ich werde also vom Menschlich-Geschichtlichen ausgehen; so kann jeder Hörer es prüfen und sich sein Urteil bilden.
Endlich: Wenn der Theologe sagen soll, was er von der Volkshochschule erwartet, dann bedeutet das ein Zweifaches; was er von ihr erhofft, aber auch, was er für sie befürchtet. Er muß von den positiven Möglichkeiten sprechen, die er in ihr sieht, aber auch von den negativen Wirkungen, die von einem falschen Verständnis ihrer Aufgabe ausgehen. Beides gehört zusammen; ich bitte Sie aber, das zweite vom ersten her verstehen zu wollen.
Wie Sie sehen, ist die Aufgabe nicht einfach. Aus dem theoretischen Problem selbst, wie auch aus der heutigen Situation erwachsen nicht geringe Schwierigkeiten. Doch
*1 Der Vortrag wurde auf der Volkshochschultagung 1962 in Frankfurt am Main gehalten und erstmals in: »Das Forum«, Zeitschrift der Volkshochschulen Bayerns 1/1962, veröffentlicht.

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