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Mut Diese Betrachtung soll vom Mut handeln - oder von der Tapferkeit. Die beiden Worte meinen Verwandtes; aber doch mit kleinen Unterschieden. »Tapferkeit« meint mehr die Weise des Verhaltens in der konkreten Situation; »Mut« die allgemeine Gesinnung; die Art, wie Einer überhaupt dem Leben begegnet. Die Bezeichnungen sollen so gebraucht werden, wie es sich jeweils am besten fügt. Zuerst wollen wir wieder an jene Unterscheidung denken, die uns schon mehrmals nützlich war, nämlich die zwischen Veranlagung und sittlicher Haltung. Es gibt den Mut als natürliche Anlage. Etwa hat ein so gearteter Mensch kein sehr empfindliches Gefühl, und Dinge, die einen anderen beunruhigen würden, kommen ihm gar nicht zu Bewußtsein. Seine Phantasie ist nicht sehr lebendig, und mögliche Gefahren treten ihm nicht deutlich in den Blick. So geht er innerlich unberührt durch gefährliche Situationen, oder wird mit ihnen leicht fertig. Eine vortreffliche Ausrüstung für das praktische Leben; doch muß der so Geschützte sich wohl hüten, daß er nicht leichtsinnig oder brutal werde. Es kann auch sein, der Mut kommt aus einer klaren Gesundheit des Wesens; einer freudigen Lebenskraft, welche Schwierigkeiten und Gefahren als etwas Spannendes empfindet; einem Vertrauen ins Dasein, das sich sicher fühlt, die Dinge würden schon richtig gehen. Das ist sehr schön - bedeutet etwa das, was man mit »guter Rasse« meint. Freilich hat es ebenfalls seine Gefahren, und wer so veranlagt ist, mag sorgen, daß er besonnen - und dankbar bleibe. Endlich gibt es eine Anlage zum Mut, die zum Bereich des Edlen und Ungemeinen gehört. Für den so Gearteten ist Tapferkeit und Ehre eins. Er empfindet die Herausforderung | ||
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