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Christus erkennt, wer ihn »sieht«, »sieht auch den Vater«. Im Maß wir Christo einwerden, kommen wir dem Vater näher. Und der Heilige Geist, Jesu Geist, ist der Führer und weist uns den Weg. Er spendet Christi Gnade, lehrt Christi Wahrheit, macht Christi Ordnung wirksam. Das ist das Organisationsgesetz des christlichen Lebens: das Gesetz der Heiligsten Dreieinigkeit. Nur wo Ordnung, da ist Gott. Der Vater hat den Sohn gesandt, und der vom Vater den Heiligen Geist. In der Kirche werden wir eins mit dem Heiligen Geist; er vereinigt uns mit dem Sohn, »wird er doch vom Seinigen nehmen und uns geben«. Und in Christus kommen wir zum Vater zurück. Ein Vorgang von unabsehbarer Tragweite. Das religiöse Leben kommt nicht mehr nur vom Ich, sondern erwacht zugleich im Gegenpol, in der objektiven, geformten Gemeinschaft. Es lebt auch von dort, also von zwei Polen her. Das Leben ist wieder, was es seiner Natur nach sein muß, eine Spannungserscheinung, ein Flammenbogen, der voll und frei nur steht, wenn er Bogen ist, von hüben und drüben her aufsteigt. Das Objektive ist nicht mehr bloß Grenze des Subjektiven, als des eigentlichen religiösen Bereiches, sondern von vornherein gegebenes notwendiges Wesensstück des religiösen Lebens. Es ist dessen Vorbedingung und Inhalt. Das religiöse Leben befreit sich aus der tötenden Einkerkerung in sich selbst, und zieht die ganze Fülle der Wirklichkeit in sich herein. Wie einst im Mittelalter, tauchen in diesem Bereich wieder alle Dinge auf, religiös durchwirkt und bedeutungsvoll. Menschen und Welt haben wieder religiöse Atmosphäre und Sinnfülle. Damit ist von selbst das Symbolgefühl gegeben; die Dinge werden wieder Träger und Ausdruck des Übersinnlichen. Wir verstehen, wie in den Kathedralen des Mittelalters, in seinen Summen, Welthistorien, Sammelwerken und Legendenkreisen die ganze Welt des Wirklichen stand, und nicht als störendes Beiwerk, als äußerlich angeklebte Allegorie, sondern selbst geistlichen Charakter tragend. Viele Zeichen deuten darauf, daß wieder ein religiöser | ||
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