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Politiker mit Ehrfurcht Ein persönliches Wort zur Wahl [1953] Verehrte und liebe Freunde! Man hat mir nahegelegt, etwas zu den bevorstehenden innerpolitischen Entscheidungen zu sagen, und ich will es versuchen. Doch möchte ich annehmen dürfen, daß ich zu bestimmten Menschen spreche, mit denen mich seit langem, durch meine Bücher und Vorlesungen, ein Einvernehmen der Überzeugung und des Vertrauens verbindet. Ein Bekenntnis *1 So will ich denn auch mit etwas Persönlichem beginnen; nämlich mit dem Bekenntnis, daß ich von praktisch-politischen Dingen nichts verstehe. Über Wesensdinge des politischen Daseins, also über das Leben des Menschen in den geschichtlichen Verbundenheiten des Volkes, des Landes und des Staates ist mir, so hoffe ich, einiges klar geworden; von konkreten politischen Zwecksetzungen und Apparaturen verstehe ich nichts. Damit meine ich etwas Ähnliches wie man von jemand sagt, er kenne wohl den Menschen, aber nicht die Menschen. Er weiß etwas vom Wesen des menschlichen Daseins, seinen Sinngebungen, Konflikten, seinen Kräften und Schwächen – nicht aber hat er die Gabe, den Begegnenden sicher zu beurteilen und sich ihm gegenüber in den Situationen des Lebens zweckmäßig zu verhalten. So geht es mir mit dem Politischen; und das soll von vornherein klargestellt sein, damit Sie, meine Freunde, *1 [Die Zwischenüberschrift stammt wohl von der Redaktion der Zeitschrift.] | ||
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