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Landschaft der Ewigkeit Vorbemerkungen Was bedeutet überhaupt »Landschaft«? Zunächst die Oberfläche der Erde in der Mannigfaltigkeit ihrer Gestaltungen. Diese sind aber nicht, wie etwa jene des Mondes, bloße Naturformen, sondern werden zur Voraussetzung menschlichen Lebens, zum Raum von Geschichte. Wenn nun verschiedene Personen eine bestimmte Landschaft betrachten, dann ist letztere, objektiv genommen, für alle Betrachter die gleiche: dieser bestimmte geographisch-kulturelle Zusammenhang. Jeder der Betrachtenden tritt aber aus seinem Leben an sie heran. So sieht und empfindet er sie anders als die Anderen, und aus der allgemein-menschlichen Landschaft entsteht die seines persönlichen Daseins – welche Landschaft er auch, soweit er die Möglichkeit dazu hat, in Wirklichkeit als Umwelt um sich her zu gestalten sucht. So bildet sich jeder Mensch aus der allgemeinen seine persönliche Lebenslandschaft; sie bleibt aber meistens unbestimmt und unvollständig. Auch löst ihr Bild sich nicht von seinem Leben ab, sondern geht wieder in dessen Strömung unter. Der Künstler hingegen ist auf das Schauen, Hören, Auffassen angelegt. Er sieht klarer und vollständiger. Er formt das Gesehene zu einer reichgegliederten und klar geschlossenen Einheit. Er hebt es aus dem Strom des eigenen Lebens heraus und stellt es in objektiver Gestalt hin: als Malerei, Plastik, Dichtung. Nun kann der Betrachtende in den Raum des Werkes eintreten und Möglichkeiten des Daseins erfahren, die seiner eigenen Kraft versagt sind. Aus solchen Überlegungen heraus fragen wir, welche Bedeutung die Landschaft in Dantes Dichtung habe. | ||
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