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Der Atheismus und die Möglichkeit der Autorität Das Wesen der Autorität 1. Das Wort »Autorität« wird in sehr verschiedenem Sinne gebraucht. Man sagt etwa, ein Lehrer habe in der Schule keine Autorität; auf dem und dem Gebiet sei ein Gelehrter Autorität usf. Es ist also nötig, den Begriff klarzustellen, und ich bitte um Ihr Einverständnis, daß ich es in einer sehr genauen, vielleicht wird man sagen, pedantischen Weise tue *1. Es wird sich aber zeigen, daß durch die genaue Analyse des Phänomens die dem Referat gestellte Aufgabe schon fast gelöst ist. Was der Atheismus für die Möglichkeit echter Autorität bedeutet, wird in dem Maße klar, als klar wird, was Autorität ihrem Wesen nach ist. Wir wollen per modum eliminationis vorgehen. Im allgemeinsten Sinne bedeutet Autorität eine Instanz, die fähig ist, lebendige Initiative zu binden. Diese Definition ist offenbar zu weit, denn sie gilt auch für Phänomene, bei denen von Autorität keine Rede sein kann. Wenn zum Beispiel jemand einen anhänglichen und gut dressierten Hund besitzt, kann er diesem befehlen, und das Tier wird gehorchen. Er ist also fähig, dessen Initiative zu binden; man wird das aber nur in einem bildlichen Sinne als Autorität bezeichnen, denn es handelt sich um ein Tier. Der Hund ist in eine für seine Art charakteristische Symbiose mit dem Menschen eingegangen. Er verhält sich diesem gegenüber so, wie das einzelne Glied eines Rudels - etwa von Wölfen - zum Führertier: seine schwächere Initiative hat *1 Der Vortrag wurde gehalten auf dem XVI. Convegno del Centro di studi filosofici tra professori universitari, Gallarate 1961. | ||
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