Romano Guardini Online Konkordanz
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Ich lese weiter in »Lotte in Weimar«. Voll geistreicher Gedanken, aber eigentümlich monoton. Alles ist zu lang.

Isola, Sonntag 18.10.53
Gestern bin ich mit der Disposition – eigentlich mehr ein Entwurf, denn es sind 30 Seiten Stenogramm – des Ethikkollegs im Wintersemester fertig geworden. Wenn die Zeit reicht, arbeite ich jetzt das Ganze noch einmal durch und stimme die Einzelheiten besser auf einander ab. Muß auch sehen, daß das »Ethische«, besser gesagt: die Aufgabe, die Anforderung stärker herauskommt.
Sorge macht mir auch, wie der letzte Teil, über die eigentliche christliche Lebenslehre, mit den vorausgehenden zusammenstimmt. Das besser zu machen, wird Sache der zweiten Lesung sein.
Nun muß ich den Akademie-Vortrag entwerfen. Er soll schon am 16.11. gehalten werden.
Als ich heute ein Stück in den Selbstgesprächen Goethes bei Thomas Mann las, habe ich vielleicht verstanden, was für ihn »Natur« war und daß man, bis zu einem gewissen Grad, mit ihr allein auskommen könnte: das Unbekannte, in allem sich Offenbarende; in jeder Einzelheit Arbeitende, und doch Eine ... Aber in Wahrheit ist es doch ein Zweites, Empörtes, Dämonisiertes.

Isola, Dienstag 20.10.53
Heute Nacht hat es beständig gewittert und in Strömen geregnet; minutenweise gehagelt, als schlügen lauter Kieselsteine gegen die Läden. Das große, räumige Haus hat gedröhnt.
Wie Geister sind dieser Tage zwei Briefe an mich gekommen. Den einen gab mir Mutter; ich hatte ihn vor 101/2 Jahren aus

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