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Unaussprechliche Schönheit ist hier, aber ich werde ihrer nicht froh. Ich verstehe nicht, wie ein sehender Mensch hier froh sein kann. 2. Brief Lieber Freund! Der erste Eindruck bleibt. Er wird immer tiefer. Die Leute freuen sich des Fortschrittes. Freilich; er bringt ihnen Arbeit und Brot. Viele, die sonst auswandern müßten, bleiben im Land. Manche Dürftigkeit, mancher Schaden in den Lebenseinrichtungen verschwindet. Auto um Auto rast am See vorbei; Fabrik um Fabrik entsteht; alles wird elektrifiziert; alles gründet und arbeitet. Als ich einem sagte, was das für den bedeutet, der vom Norden kommt, verstand er es wohl. Aber er nahm die Zerstörung als Notwendigkeit. "Es ist nun einmal so!" Ja, zuletzt wurde er böse: "Unser Land soll arm bleiben, und unser Volk soll auswandern müssen, damit ihr eure romantischen Bedürfnisse hier befriedigen könnt!" Ich mußte ihm recht geben. Aber was vorgeht, ist doch furchtbar. Langweile ich Dich? Weißt Du, wenn etwas einem als ganz persönliche Frage auf dem Herzen lag, und nun sieht man es plötzlich in objektiver, geschichtlicher Gestalt vor sich, dann wird man so bald nicht damit fertig! Immer deutlicher wird mir hier das Problem der Kultur! Sieh, es gibt eine Natur, ganz unberührt, eben ganz "Natur" im besonderen Sinne des Wortes. Zu der haben wir von vornherein kein Verhältnis. Carl Schmitt hat in seinem Büchlein über den römischen Katholizismus - ich las es auf der Fahrt hierher - richtig gesehen: Die Sehnsucht nach der | ||
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