Romano Guardini Online Konkordanz
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- Mir liegt schon lang eine Frage auf dem Herzen. Wie wirkts auf Dich, wenn ich so eine Sache nach der anderen an Dich heranschleppe? Lieber Josef, machts Dich nicht müde? bringts Dir nicht nur neue Beanspruchungen Deiner Nerven? Ich bitte, sags mir aufrichtig, denn ich tus sonst nicht mit ruhigem Gewissen. Du sagtest einmal, alle Fragen kosteten Dich innerlich so viel - ich will nicht neues dazubringen. -
Über den hl. Geist und Deine Auffassung: dafür spricht, daß er so gern in Beziehung zu den Fluten, zum Wasser und Meer gebracht wird; besonders die Liturgie der Weihen in der Charwoche; daß immer, wenn er genannt wird, die Sprache überschäumt, die Fülle aufsteigt; daß er es ist, der Wandlung und Weihnachten wirkt; daß die Kirche der »praesente hl. Geist« die mater Ecclesia ist. -
Etwas anderes: Ist Dirs aufgefallen, daß sofort, nachdem die Anrede an den Heiland selbst beginnt in der hI. Messe, (die Segnung mit der Patene*300), der Gedanke des Friedens einsetzt? Der Friede aus dem Kreuz, und im Kreuz. Der Friede aber ist die Eintracht mit Gott, in unserem Mittler, Christus. Er ist der Friede leibhaftig, wesentlich. -
Eigentlich sollte ich schließen, ich habe schon genug durcheinander gebracht. Aber noch ein paar Sachen.
Das Schweigen von Herrn v. St.*301 ist wahrscheinlich ganz einfach aus Vergessen od. dgl. Bureauschicksalen zu erklären. Dein M. soll einfach in aller Höflichkeit noch einmal schreiben, das ist das einfachste. Und Rückadresse angeben.
Noch nie ist mir der Gedanke der Kinder Gottes, die in seiner Hut und aus seiner Hand leben, und trotz aller Schwäche und wider alle wohlhergebrachte Menschenklugheit frei durch alles hindurchgehen, so oft und eindringlich gekommen wie vor Dir und D.M. Da steht mir die Hoffnung und ihr Sieg über die Welt fast leibhaft da. 
Der Spiritual des Klosters der göttI. Vorsehung in Mainz ist, wenn ich mich nicht irre, Dr. Hubert. Übrigens kommt ein Brief »an den H. H. Spiritual des Klosters der Schwestern v. d. göttl. Vorsehung« sicher an. Mir scheint, am sichersten wäre es, wenn der H. Stadtpfarrer für ihn schriebe, oder der H. Praezeptor; das hat das meiste Gewicht. Löst das die Sache nicht, dann eben hinfahren.
Nun eine Bitte. Ich hätte gern ein Geschenk von Dir und D.M. nämlich einen Rosenkranz*302; kein Stück zum Paradieren, sondern einen
300 Liturgischer flacher Teller, auf dem bei der Messe die Hostie liegt.
301 Nicht ermittelt.
302 Guardini berichtet immer wieder vom Beten des Rosenkranzes; vgl. BL 77. Er verfaßte später zwei kleine Arbeiten: Der Rosenkranz Unserer Lieben Frau, Würzburg 1940 (M 567), und: Über das Rosenkranzgebet. Ein Versuch, Colmar 1944 (M 622).

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