Romano Guardini Online Konkordanz
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Freiburg 25.
So, nach dem Spritzer ins Elsaß wieder zu Hause. Da finde ich auch Deine Karte. Sei bitte so gut und schreib mir auf beiliegender Karte, ob Du meinen Brief*265 bekommen hast, die lange Epistel, mit dem psychologischen Versuch, und mit dem Entwurf für den Wagnervortrag. Es stand viel Persönliches darin; ich möchte nicht, daß er verloren wäre.
Mythos und Sage; ja, ob sich da ein prinzipieller Unterschied feststellen läßt? Vielleicht nur der, daß im Mythus mehr das Allgemeinmenschliche, Allgemeinreligiöse hervortritt; er sieht viel mehr vom Geschichtlichen ab, dadurch bekommt er etwas Allgemeingültiges, das ihn an Philosophie und Religion heranrückt. Die Sage hat eher etwas Geschichtliches, spezialisiert mehr.
Nächstens schicke ich das Manuskript.*266 Aber nur unter der ausdrücklichen Voraussetzung, daß es in keiner Weise zur Last fällt.
Die herzlichsten Grüße, -
Romano.
Augsburger Postzeitung*267: Ja, ich glaube, der natürlichste Weg ist, daß Du einfach einen Aufsatz um den anderen einschickst, bis die Herren sehen, daß Du solid und selbständig arbeitest, dann macht sich die Mitarbeiterschaft von selbst, evtl. ergibt sich mit der Zeit durch Neigung und Kombination eine Referentenstellung. Meinst Du nicht? Eine offizielle Anbietung und Annahme zur Mitarbeiterschaft würde jetzt, da die Red. Dich noch nicht kennt, wohl noch nicht möglich sein. Ich meine jener andere Weg entspricht auch besser Deiner Art. Wenn Du freilich jemand kenntest, der beim Feuilletonredakteur Dich empfehlen könnte, wärs sehr gut. Kennt etwa Dein Bruder*268 jemanden? Oder kennt er einen in der Red.?

265 Br. 32.
266 Vermutlich die Übersetzung von Lucie Christine zur Durchsicht; vgl. Br. 34 und 35.
267 Die Augsburger Postzeitung (1687 gegründet, so benannt seit 1833) zählte zu den wichtigsten katholischen Blättern in Deutschland mit überregionalem Einfluß; aufgelöst 1935 im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung. Ihre Nachfolgerin ist die Augsburger Allgemeine.
268 Max Weiger.

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