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den Berg Nebo. Der Herr zeigt ihm von dessen Höhe das ganze Land: »Ich lasse es dich nur schauen, aber hinüber darfst du nicht.« So stirbt dort Moses, der Knecht des Herrn, auf der Bergeshöhe, im Lande der Moabiter. Und der Herr begräbt ihn, und »niemand kennt sein Grab bis auf den heutigen Tag« [34,1- 6]. Was geht diese Gestalt uns an? Das sieht man nicht, indem man eine äußerliche Anwendung macht. Man muß sich in sie hineindenken. Abraham war der Verheißung nachgegangen und darin gestorben. Nach ihm sollte sein Sohn in ihr leben, und sein Enkel, und alle Späteren, bis zur Erfüllung. Joseph hatte es noch vermocht. Dann muß es anders geworden sein. Über vier Jahrhunderte lang hatte das Volk in Ägypten gelebt, war zahlreich und wohlhabend geworden - aber die Kraft des Glaubens muß da gestorben sein. Da setzte Gott an die Stelle des Glaubens und seiner großen Bereitschaft das Gesetz, das Joch, und rief Moses, es zu vollziehen. Abraham lebt und handelt aus der Fülle des Ergriffenseins; Moses aus der schweren, geschichtlichen Not. Im Auftrag Gottes legt er dem Volke das Joch auf. Es lehnt sich wider ihn auf; er aber muß festhalten. Alle Verworrenheit, Verhärtung, Widerspenstigkeit des Menschenwesens muß Moses tragen. Die Last ist so groß, daß er unter ihr zusammenbricht - da wird ihm auferlegt, das Volk bis an die Schwelle der Erfüllung zu führen, selbst aber keinen Anteil an ihr zu haben. Das ist der Frondienst des Glaubens. Glauben ist der große Schwung und ist auch die Last; die Glut des Herzens und auch das Tragen des Joches. In Abraham offenbarte sich das Wagnis des Glaubens und treues Ausharren; in Moses der Dienst und die harte Mühsal. Zum Sterben muß ihm oft gewesen sein unter der Last, daß das Volk so war, wie es war ... Ist das nicht das Schwerste für uns, daß wir sind, wie wir sind? Daß das Dasein ist, wie es ist? ... Das Leben ist hart, mühsam, tägliche Fron. Es muß durchgetragen werden. Die Jahre müssen abgedient werden. Man wird mit dem Glauben nicht fertig, wenn | ||
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