Romano Guardini Online Konkordanz
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der Kampf um das Richtige sei aussichtslos. Welche Bedrängnis daraus kommt, erfährt jeder, der an der wirklichen Welt arbeitet. Dennoch darf er die Arbeit nicht aufgeben.
Hier dringt ein Charakter des Daseins durch, für welchen das Wort »Tragik« nicht mehr ausreicht. Es ist das, was Johannes meint, wenn er sagt, »alles« in der Welt sei Trug und Wirrnis der Leidenschaften (1 Joh 2,16). Der Untergang der Besten, die Versäumnis der großen Möglichkeiten, das Mißlingen des Vollkommenen sind dunkle Zeichen dafür. Auch davor ist aber dem christlich Einsichtigen die Flucht in Ausreden und Ideologien verwehrt. Er muß »glauben, hoffen [auf Gott] wider alles [Erlöschen menschlicher] Hoffnung« (Röm 4,18), und im übrigen an Gottes Gericht appellieren.
Das Werk des Christen geht in der Welt selbst nicht auf. Immer wieder erfährt er die Unmöglichkeit, in diesem Aion des Kampfes zwischen »Erlösung« und »Finsternis« ZUM Erfolg zu gelangen.
So muß sich jene Bemühung, welche den Weg zur Heiligkeit bildet, auf das ausrichten, was jenseits aller Geschichte liegt. Die endgültige Verwirklichung des Richtigen wird erst durch das Gericht geschehen; dieses aber wird alles, was gläubig in der Welt getan worden ist, zum Ansatz für die letzte Gnade machen. Nach dem Matthäusevangelium wird die Formel des Gerichtes lauten: »Wahrlich, Ich sage euch, wie ihr Einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan, so habt ihr Mir getan. « (Mt 25,40) Vielleicht darf man darin auch das Wort sehen: »Was immer ihr meiner Welt getan habt, habt ihr Mir getan. « Der Erlöser wird solches Tun in seine zweite Schöpfung hereinnehmen, und es wird am Entstehen der nun endgültig richtig gewordenen Welt mitwirken dürfen.
Der Heilige weiß das alles, nimmt es an und lebt es. Damit ist aber auch gesagt, wie wenig sich der hier entwickelte Begriff vom Heiligen auf innerweltliches Gelingen richtet. Er ist davon so weit entfernt, daß er überhaupt nur aus dem Glauben heraus verstanden werden kann.



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