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Übernatürliche müsse immer damit erkauft werden, daß man eigentlich nie ganz genau weiß, woran man ist? Daß man die Sache nie fest vor die Lupe bekommen kann? Nun, hier kann man's. Die Linien laufen ganz sauber, in deutlichster Helligkeit und sind doch gesättigt von jenem "Anderen". Und uns geht auf: Also ist das Heilige etwas, das mit nüchternster Realistik verbunden sein kann! Versteht Ihr? Glaube ist also in keiner Weise etwas Lichtscheues. Lebt nicht von inneren Ereignissen, die unmöglich werden, sobald Licht und Rechnung darauf fallen? Ja, vielleicht ist Heiligkeit sogar äußerste Realistik? Mehr als alle natürliche? Vielleicht bedeutet Heiligwerden eine unerhörte Klarheit des Sehens; ein absolutes Standhalten gegenüber dem Wirklichen? Und wenn Heiligkeit so ist, dann kann ihre Sphäre unentwertet stehen in unserer Welt, der politischen Rechnung, der wirtschaftlichen Kalkulation, der technischen Genauigkeit. Dann hat Heiligkeit gar nichts zu tun mit irgendwas, von dem man, vielleicht bedauernd, jedenfalls aber mit unausweichlicher Notwendigkeit sagen müßte, daß es "früher" war, "anderswo", und auf jeden Fall "in unserer Zeit" nicht mehr ist! Es steht noch vieles andere in diesem Buche. Es erzählt zum Beispiel, wie nicht der homo religiosus allein eine religiöse Schöpfung schafft, sondern auch der "Techniker" hinzukommen muß, oder jedenfalls hinzukommt. Es sagt gar manches über den Kampf zwischen Geist und Buchstabe, Reglement und Freiheit, und noch so manches andere über das Gestern und das Heute und über jenes Morgen, darauf wir hoffen und vor dem uns bangt ... Aber lassen wir das alles! Halten wir uns an das eine Große dieses so nüchternen und so wundervollen Buches: Es ist eine lebendige Widerlegung derer, die von Untergängen reden. Die Luft, die Haltung, der seelische Stand, in welchem illusionslose Klarheit und starkes Leben verbunden sind. Nüchterner Blick und lebendiger Glaube. | ||
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