Romano Guardini Online Konkordanz
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(Mt 26,36ff): "Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber. Doch nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine!" Hier ist das Gegenüber der Personen: Kein Bann; keine dunkle, zwingende Macht wirkt da, sondern Anruf und Vernehmen. Und so sehr, daß es sich ausdrückt in einer Formel des Widersprechens: Nicht mein Wille, "sondern" der Deine - um dann sofort in die tiefste und heiligste Einheit zusammenzugehen, in welcher der Wille des Vaters ganz in den seinen aufgenommen ist; sein Wille in dem des Vaters ganz aufgeht. -
Und es ist wie ein letzter seliger Ausdruck seines inneren Lebens, wenn Er sagt: "Den Willen meines Vaters tue Ich allezeit."
Das läßt uns tief hineinschauen in das Innere Jesu.
Der Wille des Vaters ist die Mitte, von welcher her Er lebt. Der Wille des Vaters ist das Gewaltige, Tragende, Führende, aus dem sein einzelnes Tun wie mit Notwendigkeit hervorgeht. Es ist die große pneumatische Gewalt, die Jesus erfüllt und leitet. Der Wille des Vaters ist der in Jesus lebendige Auftrag , welcher bewirkt, daß Er ein Gesendeter ist; und alles, was Er tut, bekommt von dorther Sinn und Einheit. Der Wille Gottes ist die Speise, die den Hunger seines Wesens stillt. Ist der Lebensstrom, der Ihn durchpulst, und in den aufgenommen wird, wer immer sich diesem gleichen Gotteswillen verpflichtet. Das Kostbarste ist dieser Wille, Inhalt der tiefsten und zartesten Sorge. Das alles aber nicht Bann, Nötigung, willenloses Beherrschtsein, sondern Anruf von Person zu Person, in Freiheit aufgenommen und verwirklicht.
Das ganze Leben des Herrn ist ein Leben aus dem Willen des Vaters. Aber eben darin ist Er ganz Er selbst. Eben darin, daß Er nicht den eigenen Willen tut, sondern den des Vaters, erfüllt Er sein tiefstes Eigenes.
Das hat seinen Namen: die Liebe.
Der Wille des Vaters ist die Liebe des Vaters. In seinem Willen kommt der Vater selbst zu Jesus. Sein Anrufen, sein Gebieten und Fordern ist ein "Kommen". Und im Vernehmen dieses

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