Romano Guardini Online Konkordanz
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und Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam das Flüstern eines leisen Wehens«, und darin war Gott (1 Kön 19,11-12). Nicht in den Bildern zermalmender Gewalten, sondern in dem eines leisen Wehens offenbart Er sich seinem Propheten.
So dürfen wir wohl weiterdenken: Bild für das Leben Gottes wird die unendliche Stille eines all-enthaltenden Schweigens sein.
Das Neue Testament spricht aber noch von einem zweiten Bild, und zwar zu Beginn des Johannesevangeliums. Da heißt es: »Im Anfang war das Wort; und das Wort war bei Gott; und das Wort war [selbst] Gott.« Am Ende des Prologs wird der Gedanke wieder aufgenommen und erfährt eine geheimnisvolle Vertiefung: »Gott hat niemand je gesehen. Der einzig-geborene Sohn, der an der Brust des Vaters ist, Er hat Ihn kund getan.« (1,18)
Abermals leuchtet etwas von Gottes Geheimnis auf. Es wird uns gesagt, daß in der keine Vergleichung duldenden Einzigkeit Gottes eine Gemeinschaft besteht; in seiner lauteren Einfachheit ein Gegenüber; in seiner Hoheit ein Geben und Nehmen. Bild dafür ist das Sprechen des Wortes aus dem Schweigen heraus - welches Bild sich dann in dem der Geburt des Sohnes aus dem Vater weiterbestimmt. »Wort« ist »Sohn«, »Rede« ist »Geburt« ... Unbegreifbar beides.
Das erste Bild, das des Schweigens und der lautlosen Einfachheit, und das zweite, der redenden Geburt und der Gemeinschaft in der Liebe - sie umschließen das Geheimnis von Gottes Leben und heiligem Herrentum.
Welches Geheimnis ist aber auch der Mensch, in dem nach Gottes Willen sich Seine Ur-Herrlichkeit spiegelt! Und welche Aufgabe, es in unverletzter Reinheit zu bewahren!




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