Romano Guardini Online Konkordanz
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Seins und Schaffens das Gleiche: Rational forschend findet das moderne Erkennen die Gesetze und Formeln des Geschehens; setzt sie in Technik, in Apparat und Methode um; und während der Mensch alle inneren Bindungen durch organisches Maßgefühl und naturfolgende Bildungsgestalt verliert, während er innerlich bild-, maß-, richtungslos wird, bestimmt er willkürlich seine Ziele, und zwingt die beherrschten Naturkräfte, sie zu verwirklichen.
So muß die alte Kultur verschwinden. Was heraufkommt, ist nicht nur etwa der Ausdehnung nach größer, stärker, sondern der ganzen inneren Ordnung und tragenden Haltung nach verschieden. Und überall sehen wir echte Kultur untergehen, und etwas heraufkommen, von dem das erste Empfinden sagt, es sei barbarisch. Erst die Überlegung, und dann ein anderes, tiefer liegendes Empfinden weist auf die Möglichkeit hin, im chaotisch Wirkenden möchte sich eine neue Ordnung anzeigen; eine Ordnung, die anderes Maß und eine andere tragende Haltung hat. Aber ob das wirklich so ist?
Ob sich da nicht die Not eine Theorie macht? Und zerstörtes Empfinden eine Rechtfertigung?
Jedenfalls kommt die sorgende Frage: Was wird aus dem Leben, wenn es in die Gewalt dieser Herrschaft gerät? Lebendiges Geschehen geht eigene Wege; wachsende Wege; fühlende, vielverschlungene. Es hat eine tiefe Sicherheit. Und ist es gleich so unendlich zart, so ist's auch wieder unbegreiflich stark, unverwüstbar kräftig, solange es in seinen wesenhaften Bahnen bleibt.
Diese Bahnen aber laufen ins Dunkel. Dieses Schaffen geht unbewußt. Geht oft scheinbar ganz ohne alle Regel; geht", wie es will".
Was wird, wenn es in die grelle Bewußtheit rationaler Formeln, in die Gewalt technischen Zwanges gerät?
Ein System von Maschinen legt sich um das Leben. Das wehrt

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