Romano Guardini Online Konkordanz
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Katholische Weltanschauungslehre aber ist die wissenschaftliche Erfassung dieses Blickes, und dessen, was er sieht *11.

*11 Der Weg der Weltanschauungslehre kann verschieden sein. Einmal kann er deduktiv von der Glaubenswahrheit ausgehen und fragen, was von ihr aus an "Welt" sichtbar wird. Oder aber induktiv von irgendeinem besonderen Gebiet der Wirklichkeit und fragen, wo dafür innerhalb des Glaubens der sichtgebende Standpunkt liegt und wie sich von dort aus seine besonderen Probleme überschauen lassen. Endlich kann sich die Betrachtung noch jener Gegebenheit zuwenden, in der Allgemeines und Besonderes in eigentümlicher Weise verknüpft sind, nämlich der geschichtlichen Persönlichkeit. Auch hier ist eine verschiedene Technik möglich. Sie kann das katholische Weltbild oder ein Gebiet daraus im Zusammenhang zu behandeln suchen. Dann ergibt sich eine mehr oder weniger umfassende Gesamtdarstellung. Gelingt sie, dann ist das ein großer Wurf. Aber ganz abgesehen davon, ob die Kräfte vereinigt sind, die dazu gehören: klare Schau, scharfe Analyse, bildkräftige und zugleich begrifflich sichere Synthese, es besteht die Gefahr, daß solche Bemühung ins Allgemeine geht und ihr die Fülle konkreter Besonderungen entgleitet. Aber gerade darin liegt oft das Kostbarste lebendigen "Blickes". So gibt es noch eine andere Weise: sie folgt irgendeinem theologischen oder philosophischen oder psychologischen Zusammenhang und sucht Schritt vor Schritt einen besonderen "Blick" zu tun; einen sich bietenden besonderen Tatbestand in das Licht des Glaubens zu bekommen. Dann ist "Weltanschauung", methodisch gesprochen, ein "Nebenergebnis".



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