Romano Guardini Online Konkordanz
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hat so gesagt, oder Dante, oder Goethe! Doch dazu muß ihr Wort sich unserem Geiste geöffnet haben.
Und was für das Gespräch über die Sinnprobleme des Daseins gilt, hat seine Richtigkeit auch für dessen praktische Fragen und damit kommen wir vom geistigen Gespräch zum sozialen und politischen. Entstehen nicht die erheblichsten Schwierigkeiten des Miteinander-Auskommens daraus, daß die wie immer Verantwortlichen nicht wirklich miteinander ins Gespräch gelangen? Die Erde wird immer enger, die Entfernungen verringern sich, die Gelegenheiten zur Begegnung häufen sich von Tag zu Tag. Die Menschen aber - und das ist eine der bösesten Paradoxien unseres so ganz und gar nicht fortschrittssicheren Kulturganges -scheinen sich immer ferner zu rücken.
Es ist also - und damit kehren wir zu unserer Sache zurück - mit dem Reden, Schreiben und Zeigen allein nicht getan, sondern wir stehen hier vor neuen Problemen und Aufgaben. Sie beschränken sich nicht auf die Sorge, Gutes zu schaffen, sondern fordern eine Erziehung zum rechten Aufnehmen des Guten, damit der Mensch nicht am Guten selbst zu Schaden komme.
Es geht darum, daß er lerne, richtig zu lesen; mit Urteil zu unterscheiden; Selbstzucht zu üben - eine Bemühung, die bereits in der Schule beginnen muß und nie enden darf.
Damit gelangen wir aber in die weite Frage: wie der Mensch, nachdem er die Unabsehlichkeit der neuzeitlichen Kultur hervorgebracht hat, nun auch lernen könne, sie richtig zu gebrauchen - eine Kunst, die er noch erst sehr wenig zu verstehen scheint. Es ist die Frage, in die heute so gut wie alle Überlegungen einmünden.



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