Romano Guardini Online Konkordanz
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Seinskammer, die das Herz ist. Es wäre Forderung, aber nicht Erfüllung.
Der Begriff des Wortes Gottes ist gewiß bestimmend für das Verständnis der Weise, wie Gott sich zu den Menschen wendet, und wie dieser zu erwidern habe. Darin drückt sich aus, daß diese Relation von geistiger Art ist. Er bedeutet den Bruch mit dem religiösen Naturalismus, der eine unmittelbare Kontinuität vom Menschensein zum göttlichen Sein herstellt; sichert die Distanz Gottes und sichert seine Souveränität. Er schafft jene enthobene, der Greifbarkeit der Weltdinge und Weltkräfte entrückte Sphäre, in welcher das Geschöpf in der Haltung des Harrens und Hoffens dem Gnadenruf Gottes gegenübersteht, der aus dem Geheimnis kommt, und im Geheimnis bleibt. Das ist alles recht. Aber allein für sich, gleichsam freischwebend genommen, erhält das "Wort" etwas Gespenstisches. Oder es erhält - in seltsamer Ironie gegen die Absicht, die ja gerade aller ontischen Greifbarkeit entgegenwirken wollte - einen geradezu magischen Charakter, so daß einem manchmal zumute wird, als ob alle Einsprüche, die jemals von der Gesinnung des "reinen Wortes" gegen das Sakrament erhoben wurden, voll am Platze wären gegen die Weise, wie hier das "Wort" genommen und verabsolutiert wird.
Dem Sinn des christlichen Bewußtseins nach erhält das Wort seinen Ort, seine tragende Kraft und seinen Charakter aus der Liebesbewegung Gottes zum Menschen.




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