Romano Guardini Online Konkordanz
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hier wir - jeweils ich -, und nun könnte ich sie betrachten und analysieren, über sie urteilen, Verantwortlichkeiten und Fehler feststellen. Immer muß ich in das Bild, das ich mir von ihr mache, mich selbst mit hineinnehmen; das Urteil, das ich über sie fälle, auch auf mich beziehen. Dann werden Bild und Urteil anders - so, wie wenn ich über die Fehler eines Menschen spreche, mit dem ich lebendig verbunden bin. Ich sage, was an ihm gut, und lehne ab, was an ihm fehlerhaft ist, immer aber steht alles in der Liebe. Dann erst dringe ich tiefer in das Wesen jener geheimnisvollen Wirklichkeit ein, die nun seit zwei Jahrtausenden durch die Geschichte geht - geliebt, wie noch nie Irdisches geliebt worden ist, aber auch gehaßt und verfolgt, wie noch nie etwas Haß und Verfolgung erfahren hat.

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