Romano Guardini Online Konkordanz
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worden. Und es ist entstanden, was wir das christliche Herz nennen. Es empfindet die Kostbarkeit der Dinge, ist aber gestählt, daß es sich nicht hineinverliere. Auch das christliche Herz liebt, ist aber belehrt, daß es Gott mehr lieben soll, und von daher vermag es den anderen erst richtig zu lieben. Alles, was empfunden werden kann, wird auch in ihm empfunden; aber ihm ist eine Geduld, eine Klarheit, eine Überwindungskraft geschenkt, die von anderswoher kommt. Alles Schöne, Edle, Gute ist darin; auch alle Unruhe, Versuchung und Gefahr - aber in ihm glüht ein anderes Herz, durchdringt es und sucht es zu verwandeln.
Von diesem Geheimnis hat Augustinus gesprochen; von dem Herzen, das fähig ist, den Wesenshauch des lebendigen Gottes zu empfinden ... Ihm ist gegeben, unter all den Worten der Welt das Wort Gottes zu unterscheiden; unter all den Tönen in der Welt den Ton Gottes zu vernehmen; unter alledem, was im Menschenbereich fromm sein kann, das von Gott kommende Fromme zu erkennen. Möge dieses Herz in uns stark, tief und lebendig werden. Möge ihm gewährt werden, was den Jüngern gewährt wurde, die mit dem Herrn nach Emmaus gingen, und die beim Heimgehen zueinander sprachen: »Brannte nicht das Herz in uns?« [Lk 24,32] Möge uns einmal das Wort des Herrn treffen, so daß von da an etwas in unserem Herzen brennt; damit wir von Christus nicht nur gehört haben, sondern Ihn kennen, den Ton Seines Wesens in der Tiefe unseres Herzens tragen.
Diesen Wunsch wollen wir in der Stunde, da wir zum Beschluß hier versammelt sind, einander zusprechen.



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