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Daraus kann aber wieder eine Fehldeutung der Schöpfung entstehen. Und so gibt es andere, die sagen: die Dinge fließen ganz aus Gott, sie sind bloß Bilder, die auftauchen und wieder versinken: Gott träumte, und die Welt stieg auf. So ist es auch nicht. Sondern das große Geheimnis der Schöpfung besteht darin, daß die Dinge in sich selber stehend geschaffen sind und sich doch ganz und gar in Gottes Hand befinden. Die Dinge sind nicht Schein und Täuschung, sondern göttlich verbürgte Wirklichkeit, sie sind freigegeben in ihr eigenes Sein, freigegeben in ihre lebendige Mitte, aus der sich ihre Gestalt langsam entwickelt. Gott hat die Pflanze und das Tier freigegeben in ihr Sein, und Er hat den Menschen sogar freigegeben in seine eigene Freiheit. Es ist ein unsägliches Bild der Herrschaft Gottes, daß der Mensch imstande ist, aus sich selbst zu wollen, daß er sich sogar unterfangen kann, seinen eigenen Willen gegen den Gottes zu gebrauchen. Aber gleichzeitig sind die Dinge und auch der Mensch gehalten in Gott, alles ist immerfort in und durch Gott. Hierhin gehört das Wort des Apostels Paulus: »In Ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.« Das denkt keiner aus, es ist ein wunderbares Geheimnis! Im Neuen Testament wird deutlich, wie sehr alles aus Gott ist und doch ganz dem Menschen gegeben. Wie anders ist das bei uns! Gewalt und Angst leben im Menschen immer zusammen. Aber der große, starke Gott ist kühn, Er ist großmütig und will die Freiheit. In Seiner Schöpfung soll nicht Gewalt herrschen, sondern Freiheit. In Seinem Werke sollen sogar Wesen sein, die Seine Ehre verraten können, so groß ist die Kühnheit Gottes. Sie kommt aber aus dem Heiligen Geist. Entsinnt ihr euch, wie in der Heiligen Schrift die Geschichte der Erschaffung des Menschen geschildert wird? Es heißt da: »Gott schuf den Leib des Menschen aus Erde«, und wer einmal bei einem Töpfer zugesehen hat, wie auf der Töpferscheibe der Leib eines Gefäßes heraufwächst, dem ist die Urform des Wachsens klargeworden. So ist auch der Menschenleib heraufgewachsen. Dann aber heißt es: »Und Er hauchte ihm Seinen Odem ein.« Aus Gottes Brust, aus Gottes Atem kommt dem | ||
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