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Doch darf der Gedanke nicht überspannt werden. Eine Gnade wird ja nie ins Leere gegeben. Der Herr der Gnade ist zugleich der Schöpfer; seine Gabe übersteigt die Natur, zerstört sie aber nicht. Es ist der eine und gleiche Mensch, der geschaffen und begnadet ist. Gibt es also in Petrus etwas, das – sprechen wir ganz vorsichtig – geeignet war, daß die Gnade daran anknüpfe? Gibt es etwas in ihm, das die heilige Felsenhaftigkeit tragen konnte? Ich glaube wohl, und zwar ist es die Weise, wie er seine Schwäche trägt. Er läßt sich sagen, daß er gefehlt hat, und nimmt die Erkenntnis ins Herz. Er geht nicht weg, in die Empfindlichkeit oder die Entmutigung, sondern, um mit Johannes zu reden: er „bleibt“. Er ist demütig vor Gott – und vor den Anderen, denn sie sehen und hören ja, wie er beschämt wird. Wenn aber die Demut weder ängstlich noch kleinlich wird, dann ist sie die Tür zur Wahrheit. Dazu gehört freilich auch, daß der seiner Schwäche Bewußte sich nicht – ein sonderbarer Nebenweg, den die Selbstsucht gehen kann – in sie verliebt, sondern sie klar und gerade als das sieht, was sie ist. Daran knüpft die Felsengabe an. Der gleiche Paulus, der vom eigenen Unwert so durchdrungen ist, sagt im Philipperbrief: „Alles vermag ich durch Den, Der mich stark macht.“ (4,13) Hier zeigt sich etwas Ähnliches, nur aus den großen Spannungen der paulinischen Natur hervortretend. Petrus hat, soviel wir sehen können, sein eigenes Erleben nicht ausgesprochen; er hat einfach gewußt, daß er „aus sich nichts war“. Die Weise aber, wie er das wußte und wie er die Beweise dieses Nichts- Seins annahm – und es hat solche Beweise auch später gegeben; denken wir an die Bloßstellung, die er von Seiten des Apostels Paulus erfahren hat, als dieser ihm vorhielt, er habe in der Sache der alttestamentlichen Reinheitsvorschriften nachgegeben: „ich widerstand ihm ins Angesicht, weil er zu tadeln war“ (Gal 2,11) – war so rein, so selbstverständlich, so immer aufs neue da und wirksam, daß darin die Gnade jener Auserwählung behütet war.
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