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weggegangen bin, ist eigentlich schnell gesagt: die frühere Oberin war eine Integrale*721 reinsten Wassers, und hat dafür gesorgt. Der nähere Vorgang ist sehr kompliziert, und ich hoffe, ihn Dir einmal mündlich erzählen zu können. Ich habe viel daraus gelernt, »für ein andermal« und »für immer«. Nun bin ich eine Art Benefiziat in einem kleinen Landdörfchen, mit zwei Filialorten, nah beisammen, insgesamt 600 Seelen. Es ist eine Bevölkerung von Arbeitern mit Landbesitz, recht geweckt und zugleich, wenigstens die Älteren, gutgesinnt. Ich habe zwar weit nach Bonn, 1 ¼ Stunde zu gehen, und wenn ich die kostspielige Bahn benutze 1 Stde. Aber dafür ist es auch schwerer für so manchen unnötigen Besuch zu erreichen. Vor allem bin ich jetzt endlich unabhängig, in etwa wenigstens, und habe ein eigenes Heim. Heim, soweit es eben unter den so bestimmten Verhältnissen sein kann. Mit der Vorlesung geht es gut. Ich lese über die typischen Grundformen der Erlösungstheorie*722, und habe eine seltsam gemischte Zuhörerschaft: Theologen, Leute aus anderen Fakultäten, Leute aus der Jugendbewegung, Katholiken, Protestanten, Juden*723 - und so fort. Höchst kompromittierend für jeden, der in einer soliden Eindeutigkeit und Rubrizierbarkeit das Merkmal des Zuverlässigen sieht. - Ich hoffe sehr, im Herbst auf ein [!] acht Tage zu Dir zu kommen. Habs in verschiedenster Hinsicht nötig. Ich dürfte etwa in der ersten Hälfte des September. Gehts da, oder ist die Bleibe besetzt? Grüße Maria. Ich habe nur von mir gesprochen. Wie gehts euch? Über den Newman habe ich mich sehr gefreut.*724 So viel Erinnerungen steigen aus dem Buch. Und als solches ists schön, nicht? Seid Ihr selbst mit der Ausgabe  721 Integralismus bezeichnet eine stark ablehnende Sicht der Moderne und prägt sich als innerkath. Richtung aus, die mit kirchlichen Weisungen alle Fragen des privaten und öffentlichen Lebens beantwortet; historischer Höhepunkt unter Pius X. (1903-14) zur Zeit des Modernismus. - Die Auseinandersetzung mit der Oberin von Sacré-Coeur entzündete sich an einem Treffen der Quickbornjugend im Park des Klosters mit jugendbewegtem Tanz, Singen und Lagerfeuer. Vgl. GF 149f. 722 Nicht bei Mercker registriert! Eine Mitschrift der Vorlesung durch Heinrich Lützeler, später Professor für Kunstgeschichte in Bonn, ist im Besitz von Gerl-Falkovitz. - Das Thema lehnt sich an Guardinis Dissertation an: Die Lehre des hl. Bonaventura von der Erlösung. Ein Beitrag zur Geschichte und zum System der Erlösungslehre, Düsseldorf (Schwann) 1921. 723 Darunter Martin Buber und Paul Ludwig Landsberg (3.12.1901, Bonn, bis 1944, KZ Sachsenhausen), dessen Buch Die Welt des Mittelalters und wir. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über den Sinn eines Zeitalters, Bonn (Cohen) 1922, Guardini zustimmend zitierte (in: Auf dem Wege, Mainz (Grünewald) 1923). 724 John Henry Newman, Apologia pro vita sua, Mainz (Grünewald) 1922; in der Reihe: J. H. Newman, Ausgewählte Werke, Bd. I.
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