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Die Religion des Mithras hat den „Sol invictus“ als Sieger über die Finsternis, als Erlöser zum Licht verehrt. Die Kirche des vierten Jahrhunderts sagt: Das Licht ist wirklich ein Symbol geistigen Lebens. Die Sonne ist wirklich ein Zeichen von Erlösung. Was Tag für Tag und Jahr für Jahr im Weltgeschehen vor sich geht, ist wirklich Bild von Heil. Aber es deutet über sich hinaus, über die Welt hinaus auf das eigentliche Licht, die eigentliche Sonne, das eigentliche Heil. So verwendet sie die Symbolik des Sonnenlaufes zur Interpretation der christlichen Erlösung: nicht Mithras ist „die Sonne“, sondern Christus: „Christus Sol“. Das Sonnengeschehen des Jahres und des Tages wird in die Deutung dessen hineingezogen, was Christus tut, und das Ergebnis ist das nie genug gerühmte kultische Werk des Kirchenjahres. Der Geburtstag der neuen Sonne, der 25. Dezember, genauer gesagt: der Tag, an welchem sich ganz klar zeigt, daß sie nicht endgültig geschwächt, sondern zu neuer Kraft erstanden ist, wird im vierten Jahrhundert zum Geburtstag Christi erklärt und durch das Weihnachtsfest gefeiert. In die alten Rhythmen von Licht und Dunkel, wie sie im Lauf des Tages und des Jahres enthalten sind, werden die Geschehnisse des Lebens Christi hineingebaut, und ihr Verlauf ist nun nicht mehr der mythische Rhythmus, der in die Welt hineinbannt, sondern der erlösende, worin der glaubende Mensch das Christusleben in sich verwirklicht und ewig frei wird. Über dieses Verhältnis der Offenbarung zum Mythos wäre viel zu sagen. Dadurch würde auch der Eindruck überwunden, den die vorstehenden Ausführungen vielleicht erweckt haben, der Mythos werde nur negativ gesehen. Allein hier kam es auf eine klare Unterscheidung an, und die Begrenzung des Raumes gestattet nichts weiteres. | ||
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