Romano Guardini Online Konkordanz
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Der entgegentretende, sich offenbarende Gott ist Liebe, wie Johannes sagt. Was das im Rahmen der oben entwickelten Gedanken bedeuten könnte, darauf können wir leider nicht eingehen; es würde sehr Tiefes über die christliche Gotteswirklichkeit ergeben. Das entscheidende Ereignis nun besteht darin, daß Er, die wesende, heilige Liebe, mit dem "fonds du coeur" ins Einvernehmen kommt; daß der Herzensgrund - wir sehen, wie hier der Begriff des Herzens sich in die mystische Schicht fortsetzt - sich Ihm ergibt, und darin die neue Liebe der "charité" erwacht.
Über die Ambiguität kann man viel sagen, Wahres und Geistreiches; sowohl von der sich öffnenden Gotteswirklichkeit her, wie von der des Menschen. Über das Problem des Ärgernisses als das Kritisch-Werden dieser Ambiguität kann man ebenfalls viel sagen; mehr, als uns lieb sein kann. Nicht viel sagen kann man darüber, wie die Möglichkeit des Ärgernisses überwunden, wie das Helldunkel der Offenbarung durchschritten wird. Was da geschieht, verliert sich an seinen beiden Enden ins Geheimnis: Ins Geheimnis jener absoluten Initiative, aus welcher heraus der offenbarende Gott sich deutlich macht, Licht gibt, den Grund des Herzens so wirksam berührt, daß er sich löst, öffnet, sehend und frei wird... Und ins Geheimnis des Menschenherzens; seiner endlichen Initiative, worin die Macht der Sünde sitzt, aus der heraus es sich öffnet und losläßt, um Gottes teilhaftig zu werden. Es ist das Geheimnis der Gnade und der Freiheit.
Wie die zusammenkommen; wie sie zweierlei sind und doch eines, darüber kann man weiter nichts mehr sagen. Daß sie aber zusammenkommen können, hat Pascal in jenem Ereignis erfahren, von dem das Mémorial berichtet.



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