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geschehen. Wenn ich die Schuld konkret nehme, dann bedeutet die Vergebung etwas, was bis in ihren kategorialen Charakter hineinreicht. Das weiß ich, und zwar im innersten Raum meiner Verantwortung. V. Über das Problem wäre noch vieles zu sagen. So müßte erörtert werden, wie die Entgegennahme der Vergebung im Glauben auf die Gewissenhaftigkeit wirkt; ob sie die Energie des Strebens fördert oder behindert ... Wie der Glaube an den Neubeginn, an den neuen Menschen, zum tatsächlichen Zustand steht, und welche Konsequenzen er haben könne: etwa die einer Schönfärbung des Daseins aus jenem Glauben, oder aber eines ständigen Widerlegtwerdens des Glaubens durch den tatsächlichen Zustand ... Welche Struktur des konkreten Tuns daraus entsteht: ein Kampf der beiden "Anfänge", ein beständiges Appellieren vom einen an den anderen, und im übrigen die Überzeugung, daß auf die letzte Verwirklichung nur gehofft werden kann und anderes derart. Worauf es uns hier ankam, war, deutlich zu machen, wie das ethische Verhalten durch den Glauben an die Gnade neuen Tiefgang und zugleich eine Lösung empfängt. Das menschliche Verhalten empfängt eine - nicht erschlichene, oder angemaßte, sondern geschenkte - "Göttlichkeit". Aber ebendarin wird der Mensch überhaupt erst wahrhaft menschlich. Alle jene Unmenschlichkeiten, die sich, wie der Kampf eines überanstrengten Organs, notwendig einstellen, sobald der Mensch sich selbst übersteigert, lösen sich. Vielleicht ist das ein sehr tiefer Ausdruck dessen, was Christus den "Frieden" nennt, "den nur er geben kann". Der Mensch muß wohl die Not des sich selbst preisgegebenen Gewissens erfahren haben, um das zu verstehen. | ||
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